Panzer und Barrikaden … und im Fernsehen läuft Schwanensee. Andreas Metz war im August 1991 als 21-jähriger Sprachschüler in Moskau. Mit seiner Kamera ging er durch die Straßen und hielt die Ereignisse fest.
Am 19. August 1991 wurde einer der letzten Versuche unternommen, die Sowjetunion vor der Auflösung zu bewahren. Während Millionen von Bürgern – wie sonst nur in Fällen von Staatstrauer oder großen nationalen Katastrophen – rund um die Uhr auf allen TV-Kanälen klassische Musik und die Ballettaufführung des Schwanensee sehen konnten, ließen die Minister der Unionsregierung Panzer im Zentrum Moskaus auffahren. Sie erkl ärten Michail Gorbatschow für amtsunfähig, verkündeten Ausnahmezustand, Machtübernahme und ihr Ziel: Bewahrung der Sowjetunion vor dem Zerfall.

Tausende Menschen stellten sich hinter den Präsidenten der Russischen Teilrepublik der Sowjetunion Boris Jelzin und hielten dagegen. Alsbald war der Ausnahmezustand vorbei: Mit dem Untergang der Putschisten beschleunigte sich auch der Untergang der UdSSR. Boris Jelzin wurde zum demokratischen Symbol des Aufbruchs.




Obwohl die drei Augusttage als Gründungsereignis des neuen, unabhängigen Russlands gehandelt werden, verhallen bis heute nicht die Debatten über die Ereignisse und ihre Bewertung.


Gorbatschow gab 20 Jahre später zu, von den Plänen der Putschisten gewusst zu haben, und viele Forscher fragen nach seiner wirklichen Rolle. Da nur eine Minderheit der Bevölkerung Russlands auf die Barrikaden ging, stellt sich die Frage, wie die Mehrheit über die Vorgänge wirklich dachte. Was bedeutet es, dass nach den gewaltigen Umbrüchen der 1990er Jahre heute 43 Prozent der Russen in den August-Ereignissen von 1991 eine Tragödie für das Land sehen?















Fotos: Andreas Metz
Bildauswahl: Andy Heller
Text: Aus der Gnose Augustputsch 1991 von Ewgeniy Kasakow