Text: Ewgeniy KasakowBildredaktion: Andy HellerTitelbild: © Andreas Metz19.08.2021

Panzer und Barrikaden … und im Fernsehen läuft Schwanensee. Andreas Metz  war im August 1991 als 21-jähriger Sprachschüler in Moskau. Mit seiner Kamera ging er durch die Straßen und hielt die Ereignisse fest.

Am 19. August 1991 wurde einer der letzten Versuche unternommen, die Sowjetunion vor der Auflösung zu bewahren. Während Millionen von Bürgern – wie sonst nur in Fällen von Staatstrauer oder großen nationalen Katastrophen – rund um die Uhr auf allen TV-Kanälen klassische Musik und die Ballettaufführung des Schwanensee sehen konnten, ließen die Minister der Unionsregierung Panzer im Zentrum Moskaus auffahren. Sie erklärten Michail Gorbatschow für amtsunfähig, verkündeten Ausnahmezustand, Machtübernahme und ihr Ziel: Bewahrung der Sowjetunion vor dem Zerfall.

Am 20. August 1991 schützen Barrikaden die Putschisten / Foto © Andreas Metz

Tausende Menschen stellten sich hinter den Präsidenten der Russischen Teilrepublik der Sowjetunion Boris Jelzin und hielten dagegen. Alsbald war der Ausnahmezustand vorbei: Mit dem Untergang der Putschisten beschleunigte sich auch der Untergang der UdSSR. Boris Jelzin wurde zum demokratischen Symbol des Aufbruchs.

„Jelzin ja! Ein Nein der Diktatur der Kommunisten“, „Man muss für die Freiheit kämpfen!“ – Protestparolen an einer Hauswand, 20. August 1991 / Foto © Andreas Metz
Barrikaden aus Trolleybussen / Foto © Andreas Metz

Obwohl die drei Augusttage als Gründungsereignis des neuen, unabhängigen Russlands gehandelt werden, verhallen bis heute nicht die Debatten über die Ereignisse und ihre Bewertung.

Gorbatschow gab 20 Jahre später zu, von den Plänen der Putschisten gewusst zu haben, und viele Forscher fragen nach seiner wirklichen Rolle. Da nur eine Minderheit der Bevölkerung Russlands auf die Barrikaden ging, stellt sich die Frage, wie die Mehrheit über die Vorgänge wirklich dachte. Was bedeutet es, dass nach den gewaltigen Umbrüchen der 1990er Jahre heute 43 Prozent der Russen in den August-Ereignissen von 1991 eine Tragödie für das Land sehen?

Mit der Flagge Russlands: Pro-Jelzin-Demonstranten vor dem Weißen Haus, 21. August / Foto © Andreas Metz
Junge Rekruten am Manegeplatz sichern am 21. August den Kreml vor den Protestierenden / Foto © Andreas Metz
Abzug der Panzer vom Roten Platz, 21. August / Foto © Andreas Metz
Das Weiße Haus am 21. August 1991, morgens, nach versuchtem Angriff / Foto © Andreas Metz
Tags drauf, 22. August, am gleichen Ort: die Siegesdemo / Foto © Andreas Metz
Auch auf dem Roten Platz feiern Jelzins Anhänger den Sieg / Foto © Andreas Metz
Beerdigung der Putschopfer am 24. August / Foto © Andreas Metz
Trauerzug bei der Beerdigung der Putschopfer am 24. August / Foto © Andreas Metz
„Der Terror ist nicht durchgekommen” steht auf dem Plakat bei der Beerdigung der Putschopfer am 24. August / Foto © Andreas Metz

Fotos: Andreas Metz
Bildauswahl: Andy Heller
Text: Aus der Gnose Augustputsch 1991 von Ewgeniy Kasakow